Innovationsmanagement

Agiles Intrapreneurship – Innovationskraft im Unternehmen stärken und engagierte Mitarbeiter binden

Corporate Accelerator-Programme – Deal or no Deal

Miele, Bosch, Oetker, ProSiebenSat1 – kaum ein traditionsreiches Unternehmen das aktuell keinen Corporate Incubator oder Accelerator betreibt. Der Deal lautet Risikokapital gegen Beteiligung, Netzwerke gegen Inspiration. Es gibt einige Beispiele bei denen der erste Deal aufgeht und die Unternehmen von erfolgreichen Start-Ups profitieren. Der zweite Deal, der die Innovationskraft beflügeln und die Stammorganisation agiler machen soll, scheitert flächendeckend. Grund dafür ist das aufeinander Prallen von Kulturen. Ein Gründer entscheidet sich bewusst gegen ein Angestelltendasein. Er wählt die Freiheit seine eigenen Ideen umzusetzen und verzichtet dafür auf Sicherheit. Er will es alleine schaffen, weil er aber Wachstumskapital braucht, wendet er sich an Investoren. Am liebsten an solche die ihn machen lassen. In Deutschland fehlt es an professionellem Risikokapital, dafür springen Unternehmen mit hauseigenen Risikokapital-Fonds in die Bresche. Inspiration und Kreativität entspringen einer intrinsischen Motivation, das Start-Up kommt aber zum Inkubator aus extrinsischer Motivation heraus.

Innovationskraft gibt es auch jenseits der Start-Ups – z.B. im eigenen Unternehmen

Auf der anderen Seite gibt es viele intrinsisch motivierte Arbeitnehmer die im Grunde loyal sind und Sicherheit mehr schätzen als unternehmerisches Risiko. Und doch entwerfen sie abends beim Bier mit Kollegen eine Geschäftsidee nach der anderen. Möglich dass sie irgendwann aufstehen und gehen. Wahrscheinlicher ist es, dass sie bleiben und ihre Kreativität weiter am Tresen austoben statt in und für die Firma.

Einen Entrepreneur zum Intrapreneur zu entwickeln ist also schwierig bis unmöglich. Einen Mitarbeiter, der sich mehr Flexbilität und Entfaltungsraum wünscht als Intrapreneur zu fördern ist lohnenswerter. Idealerweise bevor er oder sie die Sicherheit des Angestellten Daseins aufgibt und Entrepreneur wird. Der Unterschied zu internen Start-Up-Programmen ist der, dass nicht die Ausgründung im Vordergrund steht, sondern die Stärkung von Innovation und Wachstum im Stammunternehmen. Die Methoden wiederum sind ähnlich, inspiriert durch Design Thinking und Lean Start-Up. Wie lassen sich also innovative Keimzellen in Unternehmen etablieren und in das bestehende Geschäft integrieren?

Interne Innovationsteams lösen Kundenprobleme

Der Ansatz konzentriert sich auf fünf Schritte:

  1. Teams
  2. Pain Points
  3. Prototyping
  4. Proof of Concept
  5. Pitch

Im ersten Schritt geht es um die Rekrutierung von Innovationsteams. Das französische Versicherungsunternehmen Covéa ist vom „Call for ideas“ übergegangen zum „Call for volunteers“. Die Hemmschwelle Ideen zu formulieren war zu groß. Die Freiwilligen werden in einem Speed Dating zu 2er und 3er Teams gematcht. Diese Innovationsteams werden durch einen Prozess begleitet der einem Start-Up Accelerator gleicht.

Die Teams lernen dann in Workshops Methoden und wenden diese in kurzen Intervallen an. Bei den Pain Points beleuchten sie Kundenprobleme. Der Fundus ist groß: die Reklamationsabteilung, der Vertrieb, das Qualitätsmanagement, sie alle haben täglich mit Frust der Kunden und Nutzer zu tun. Diesem Frust gehen die Teams auf den Grund und suchen den einen wichtigen Pain Point den noch kein Wettbewerber zufriedenstellend gelöst hat. Wichtig in dieser Phase ist die Kundenbeobachtung um zu verstehen, wie das Problem sich zusammensetzt.

Wenn Innovationsteams sich auf einen Pain Point eingeschossen haben, geht es darum Lösungen zu finden. Mit physischen und digitalen Prototypen werden aus Ideen greifbare Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle.

Das sogenannte Minimum Viable Product (MVP) wird dann im Proof of Concept validiert. Dazu testen die zuvor beobachteten Kunden die Lösungsansätze und die dazugehörigen Geschäftsmodelle. Mit der besten Lösung geht es zum Pitch.

Bei einem Pitch stellen die Innovationsteams einer intern und extern besetzten Jury den Pain Point, den Prototyp und den Proof of Concept vor. Vielversprechende Ideen werden dann in die Organisation überführt. Dabei greift die goldene Regel, dass Idee und Ideengeber möglichst lange zusammenbleiben sollten.

Ziel des Programms ist nicht die Ausgründung der Idee. Ziel ist es die Innovationskraft der Organisation zu stärken und Mitarbeiter einzubinden die sich mehr Entfaltungsmöglichkeiten und Eigenverantwortung wünschen. Um dies zu gewährleisten braucht es vor allem die Unterstützung durch Geschäftsleitung und Aufsichtsrat sowie deren Bereitschaft, über bestehende Geschäftsmodelle hinaus zu schauen.